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Marodes Knochengerüst & Herzschmerz an einem Tisch

Herzschmerz in Filmen endet im zweiten Teil gerne mit einem Happyend und marode Gerüste werden häufig durch modernere Trendgestänge ersetzt.
Doch was soll man tun, wenn einen der Herzschmerz aus dem Nichts physisch trifft und das in keinster Weise mit einer unerwiderten Liebe, sondern mit der eigenen Pumpe zu tun hat oder, wenn das klapprige Gerüst die eigenen Knochen darstellt, die ihren Geist aufgeben und einen im Stich lassen, obwohl man doch noch einige Jahre mit ihnen hätte auskommen müssen?

Im besten Fall überlebt man und findet sich in einem Krankenhausbett oder später in einer Reha-Einrichtung wieder, auf den eigenen zwei Beinen, auf Rädern, mit Defibrillator oder mit eingesetzten Kleinstteilen, die das ersetzen, was seinen Dienst in einem quittiert hat.

Ich durfte die vergangenen Wochen in einer solchen Einrichtung verbringen. Eine Einrichtung die sich in bestmöglicher medizinischer Weise um solche wie dich und solche wie mich kümmert und das mit menschlicher Fachkompetenz, Hingabe, Humor und dem Versuch, dem „Danach“ genauso viel Bedeutung zu geben, wie dem „Davor“ - trotz Pflege- und Personalnotstand.

„Solche wie dich und mich“, du meinst das betrifft dich nicht?
Wie schnell können einen doch Unachtsamkeiten, Unfälle, Tatsachen oder Umstände aus dem Alltag katapultieren und man gehört plötzlich zu den “anderen“.
Zu den anderen, obwohl man gar nicht anders sein will. Zu den anderen, weil einen eine Krankheit, ein Umstand oder ein Ereignis physisch und / oder psychisch eben doch verändert und zu einem anderen Menschen macht.      

An dieser Stelle möchte ich denen danken, deren Beruf bzw. Berufung es ist, solchen wie dir und mir wieder auf die Beine und ins Leben zu helfen. Menschen, die oft mehr tun als sie müssten und mehr tun, als die Uhr es oft zulässt, bloß um Hoffnung und Zuversicht in hoffnungslosen Stunden und Momenten zu versprühen.

Um den Rahmen an dieser Stelle nicht zu sprengen, werde ich im nächsten Beitrag  noch etwas mehr den Klinikalltag als spezielles Paralleluniversum und dessen Bewohner-Community unter die Lupe nehmen. Wer sich hier also wiederfindet oder immer schon einmal wissen wollte, wie der Alltag zwischen Weißkitteln, Desinfektionssprey, Galgenhumor, Freudentränen, Erfolgsmomenten und schmerzhaftem Realismus aussieht, kann sich auf die Juli- und Augustausgabe freuen. 

Nimm meinen „kleinen“ Dank an, wenn du einem Beruf nachgehst, der Menschen dient, auch wenn dein Kontoauszug das nicht genügend würdigt!
Sei dankbar, wenn du noch nie in einem Krankenbett aufgewacht bist, mit deinen Gedanken und dem realen Schmerz alleingelassen, oder, wenn du dieses aus eigener Kraft verlassen konntest!
Höre auf deinen Körper und achte auf deine Kräfte, bevor es zu spät sein könnte und du eine Zwangspause einlegen musst, dessen Ausgang ungewiss enden kann!

 

Beste Grüße an meine Bewohner-Community und an alle, die dazu gehören– auch, wenn sie es vielleicht nicht wissen.

 

Marie Gabrielle

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Omi 12 Kinni (Samstag, 01 Juni 2019 23:09)

    Sehr gute Gedanken! Bin sehr gespannt und neugierig auf die Juli-Folge!

  • #2

    Ulrike (Sonntag, 02 Juni 2019 10:03)

    Liebe Marie, wo nimmst du nur diese Gedanken her die uns doch jeden einmal treffen und manche nie wieder loslassen. Ich wünsche dir viel Kraft zur Genesung für das Herz und auch die Seele. Danke für die lieben Worte die ich gerne weiter sende denn du sprichst das aus was man denkt und fühlt. Es aber wie ein tabu Thema behandeln. Wünsche dir noch einen schönen Sonntag. Liebe Grüße Ulrike

  • #3

    Julia (Sonntag, 02 Juni 2019 21:18)

    Das hast du schön geschrieben. Bin gespannt auf das, was noch kommt.

  • #4

    Ben S. (Dienstag, 04 Juni 2019 14:14)

    Danke an alle Pflegekräfte die echt viel leisten! Ohne sie geht nichts!

  • #5

    W. (Montag, 02 September 2019 08:56)

    Dankbare Grüße von der Bettkante.!